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Jiddu Krishnamurti „Rede vom 18. November 1985“ 2010/01/15

Posted by jenseits von ego in Philosophisches.
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„Ich frage mich, warum Sie alle hier sind. Warum haben wir uns alle hier versammelt, am Ufer des Ganges? Wenn jemand Ihnen ernstlich diese Frage stellte, was würden Sie antworten? Ist es nur, weil Sie diesen Mann früher schon einige Male reden hörten, deshalb sagen Sie, gehen wir hin und hören ihn an? Welche Beziehung hat das, was er sagt, zu dem, was Sie tun? Sind das zwei verschiedene Dinge? – Hören Sie sich nur das an, war er zu sagen hat, und kehren zurück zu Ihrem gewohnten Alltagsleben? Haben Sie unsere Frage verstanden?
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Der Individualismus in der Philosophie 2009/12/06

Posted by jenseits von ego in Begriffliches, Philosophisches.
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Rudolf Steiner 1899

Wäre der Mensch bloß Geschöpf der Natur und nicht zugleich Schaffender, so stände er nicht fragend vor den Erscheinungen der Welt und suchte auch nicht, ihr Wesen und ihre Gesetze zu ergründen. Er befriedigte seinen Nahrungs- und Fortpflanzungstrieb gemäß den seinem Organismus eingeborenen Gesetzen und ließe im übrigen die Ereignisse der Welt laufen, wie sie eben laufen. Er käme gar nicht darauf, an die Natur eine Frage zu stellen. Zufrieden und glücklich wandelte er durchs Leben wie die Rose, von der Angelus Silesius sagt: «Die Ros‘ ist ohn warumb, sie blühet weil sie blühet, sie acht nicht ihrer selbst, fragt nicht ob man sie sihet.» So kann die Rose sein. Was sie ist, ist sie, weil die Natur sie dazu gemacht hat. So kann aber der Mensch nicht sein. In ihm liegt der Trieb, zu der vorhandenen Welt noch eine, aus ihm entsprungene hinzuzufügen. Er will mit seinen Mitmenschen nicht in dem zufälligen Nebeneinander leben, in das ihn die Natur gestellt hat: er sucht das Zusammenleben mit andern nach Maßgabe seines vernünftigen Denkens zu regeln. Die Gestalt, in welche die Natur den Mann und das Weib eingebildet, genügt ihm nicht; er schafft die idealen Figuren der griechischen Plastik. Dem natürlichen Gang der Ereignisse im täglichen Leben fügt er den seiner Phantasie entsprungenen in der Tragödie und Komödie hinzu. In der Architektur und Musik entspringen aus seinem Geiste Schöpfungen, die kaum noch an irgend etwas von der Natur Geschaffenes erinnern. In seinen Wissenschaften entwirft er begriffliche Bilder, durch die das Chaos der Welterscheinungen, das täglich vor unsern Sinnen vorüberzieht, als harmonisch geregeltes Ganze, als in sich gegliederter Organismus erscheint. In der Welt seiner eigenen Taten schafft er ein besonderes Reich, das des historischen Geschehens, das wesentlich anderer Art ist als der Tatsachenverlauf der Natur.
Daß alles, was er schafft, nur eine Fortsetzung des Wirkens der Natur ist, das fühlt der Mensch. Daß er berufen ist, zu dem, was die Natur aus sich selbst vermag, ein Höheres hinzuzufügen, das weiß er auch. Er ist sich dessen bewußt, daß er aus sich eine andere, höhere Natur zu der äußeren hinzugebärt.
So steht der Mensch zwischen zwei Welten: derjenigen, die von außen auf ihn eindringt, und derjenigen, die er aus sich hervorbringt. Diese beiden Welten in Einklang zu bringen, ist er bemüht. Denn sein ganzes Wesen ist auf Harmonie gerichtet. Er möchte leben wie die Rose, die nicht fragt nach dem Warum und Weil, sondern die blühet, weil sie blühet. Schiller fordert das von dem Menschen mit den Worten: «Suchst du das Höchste, das Größte? Die Pflanze kann es dich lehren. Was sie willenlos ist, sei du es wollend – das ist’s!» Die Pflanze kann es sein. Denn aus ihr entspringt kein neues Reich, und die bange Sehnsucht kann daher in ihr auch nicht entstehen: wie bringe ich die beiden Reiche mit einander in Einklang?
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